Ineffizientes Framing

Jeder kennt das Bild eines Kindes, das ins grosse Mantel des Vaters oder in seine Grösse-45 Schuhe schlüpft. Es ist Lustig, weil es nicht passt. In diesem Fall ist es nicht wichtig, ob man es als "unpassend", "ineffizient" oder "falsch" bezeichnet, weil sowas keine Folgen hat, ausser Spass. 

Beim Definieren / Framing komplexerer Objekten, kommt es zu Probleme, wenn man unpassende Frames benutzt. Zu grosse Konzepte passen nicht zu kleinere. Zwei Hügel würde man nicht als “Alpen" framen; eine Holzhütte ist kein "Gebäude." Ein Zimmer mit einem Tisch, ein Schraubenzieher und eine Nadel sind keine "Werkstatt." Wir Menschen benutzen oft Bezeichnungen die nicht passen. Definiert man etwas, wovon unser eigenes Überleben abhängt, ungenau, dann können die Folgen schlimm sein.

Wenn man um abstrakte, unsichtbare Ideale kämpft, müssen die mutige Menschen, die dabei antreten, im klaren sein, was das Ziel ist, wer der Feind ist, oder welche die Ursachen sind, die für die Umstände sorgen, die das Erreichen unserer kollektiven Ziele verhindern. Um sich über grosse Ideen wie Freiheit, Gerechtigkeit, Frieden, zu verständigen, verlangt die Sprache, dass man sie tadellos framet. Es geht schlussendlich um die Organisation des Denkens. 

Ungünstiges Framing, mit negativen Folgen.

Aktivist, Friedensaktivist, Frieden, Friedensbewegung, sind grosse, ganz wichtige "Frames," voller komplexen Narrativen, die nicht nur Individuen in Not betreffen, sondern auch der Schicksal der Menschheit mitbestimmen. Sie sollten Menschen dazu helfen, sich zu definieren, zu organisieren, um solidarisch gegen die Eliten vorzugehen. Der Prozess der Emanzipation muss effizient sein. Das Gegenteil ist der Fall.

Emanzipation ist chaotisch: "Aktivist" ist ungünstig; "Mitstreiter" ist ungünstig; "Friedensaktivist"ist redundant, "Friedensbewegung" ist alt, schwach, und erfolglos. Diejenige, die sich ursprünglich mit Friedensbewegung identifizierten, haben schon lange die Definition, von dem, was ihnen entspricht, mit Frames wie "Wahrheit, Freiheit, oder Demokratie - Bewegung" erweitert. Das geschieht mit ihrer unbewusster Zustimmung, weil sie die Bedeutungsleere und Inspirationsleere vom Frame "Frieden" lange erkannt haben.

Die Erzeugung eines kollektiven Bewusstseins ist kein Kinderspiel. Die herrschende Meinungen und Beschreibungen um das Framing von Konzepte wie Aktivist, Friedensaktivist, Frieden, Friedensbewegung, sind absurd. Sie sollten Akteure und ihre (emanzipatorische) Bewegungen organisieren, zum Zweck von gesellschaftlichen Fortschritten. Das tun sie ganz und gar nicht, und zwar an der Grundlage des Denkens. Sie hindern das logische Denken und erzeugen keinen Zusammenhalt. Solidarität gibt es nicht. Ein kollektives Bewusstsein ist eine Illusion. 

Frieden ist ein Frame, ein komplexes Konstrukt von Narrativen. Egal was man denkt, wird Frieden als Gegensatz von Krieg geframet. Die Kontrolle über das was es bedeuten soll, haben diejenige die von jeder Art von Konflikten, profitieren. Gute Menschen die glauben, Frieden zu fördern, haben keine Kontrolle über das Narrativ. Frieden, Freiheit, Demokratie, Wahrheit, sind Frames voller Assoziationen, deren (seitens den Eliten) verdrehten Bedeutungen von der Mehrheit einfach angenommen werden.

Im Fall von Frieden, haben Aktivisten gar kein Sagen in die Diskussion. Sie wurden selbst als unpatriotisch, unsolidarisch mit den Opfern (z.B. Ukrainer), oder als Terroristensympathisanten geframet. Kriege gelten als ein notwendiges Übel zur Erhaltung der Freiheiten, Demokratie. Ewiger Krieg ist ja schon lange Frieden. Diese Orwellianische Realität wird mit der Zustimmung der Mehrheit der Schafe so gesegnet. Der Widerstand selbst akzeptiert und fördert dieses Narrativ, weil für "ihn" Frieden die Abwesenheit von Krieg bedeutet. Das Narrativ Krieg&Frieden passt gar nicht.

Ein Wort, ein Frame ist wie ein Fahrzeug, das wir zur gegenseitiger Verständigung benutzen. Wir laden es mit Bedeutungen, Assoziationen, Wertvorstellungen und Emotionen. Das Frame "Frieden" tut genau das was die Herrscher wollen, es führt zu mehr Kriege, und Aktivisten in einer Trance, ein Traum der Vergangenheit. Um eine Analogie zu machen, würden ich behaupten, dass "Friedensaktivisten" immer noch in einem alten, bunt, mit Blumen und Schmetterlingen bemalten VW Bus fahren, ohne Benzin und ohne Reifen. Ihr Vehikel von Frieden ist ein Vintage Produkt, ein Thema für Geburtstag Parties (hier).

“Aktivist” ist ein Frame: Die meisten Menschen, die Verantwortung für sich und andere Lebewesen übernehmen, sich informieren, und mitwirken wollen, identifizieren sich schon ungern als Aktivisten. Sie erkennen, dass auch dieses Frame, nicht unbedingt vorteilhaft ist. Die, die sich immer noch so identifizieren, machen sich offensichtlich noch keine ernste Gedanken, warum das ein Problem ist. Für sie beschreibt "Aktivist" ihren empatischen, verantwortlichen Einsatz in Sachen die moralisch gut und allgemein wichtig sind. Das macht keinen Sinn mehr, weil die herrschende Meinung, Aktivisten mit unzähligen negativen Assoziationen framet. Typisch, werden Aktivisten als "zu politisch," wütend, laut, gegen alles-Nörglen, die "keine Lösungen" anbieten.

Friedensaktivist ist ein besonders unsinnigen, redundanten Frame, das innerhalb Aktivismus steht. Friedensaktivisten übernehmen diskreditierende Narrativen, die Aktivismus mit sich hat, und kriegen zusätzliche dazu, wie "langhaarige Hippies," gutmütig, unrealistisch. Friedensaktivismus steht hinter Ideen, die in 60 Jahren fast nichts gebracht haben.

"Friedensbewegung ist ein Frame:" Allgemein wird mit "Friedensbewegung" eine beendete Bewegung um die 60-er, 70-er Jahren bezeichnet, die von Hippies und Studenten, die Liebe und Toleranz werben, und gegen jede Form von Gewalteinsatz demonstrieren. Friedensbewegung ist eine Sub-Kategorie des Aktivismus. Friedensbewegung beschreibt eine ganze Kultur, nicht nur eine Bewegung(!), die, das für die Menschheit notwendigste und umstrittenste Frame aller Zeiten trägt, das komplett zerstört und bedeutingslos ist.